Inhalationsnarkose / Injektionsnarkose

Ihr Liebling soll operiert werden und wir verstehen Ihre Ängste vor der Operation. Mehr Angst als vor dem operativen Eingriff selbst, haben die meisten Tierbesitzer vor der Narkose. Jede Narkose birgt ein gewisses Narkoserisiko. Dieses ist z.B. abhängig vom Alter, der körperlichen Fitness, möglichen Vorerkrankungen (z.B. Herzinsuffizienz, Leber- und Niereninsuffizienzen), Beeinträchtigung des Kreislaufsystems des Patienten sowie der Narkoseart. Durch spezielle Untersuchungen sowie die Auswahl einer schonenden Narkoseart wird das Narkoserisiko so gering wie möglich gehalten.

Wir möchten Ihnen hier kurz erklären, welche Untersuchungen nötig sind, damit auch Ihr Liebling die Narkose gut übersteht.

  • Zu einer verantwortungsvollen Narkosevorbereitung gehört die gründliche präoperative / pränarkotische Untersuchung
  • Generell empfehlen wir, unabhängig vom Alter des Patienten, ein präoperatives Blutbild. Doch vor allem bei älteren Patienten (ab ca. 6-7 Jahren) sind präoperative Blutuntersuchungen zur Überprüfung der Leber- und Nierenfunktion dringend angeraten. Dafür wird Ihrem Liebling ca. 3-4 Tage vor der anstehenden Operation etwas Blut abgenommen und untersucht.
  • Bei Risikopatienten sind die Voruntersuchungen natürlich umfassender. So können ausführlichere Laboruntersuchungen und / oder vorherige Röntgen- und/oder Ultraschalluntersuchungen notwendig sein (bei Unfallpatienten sogar unumgänglich).
  • Risikopatienten und alte Patienten sollten eine sehr schonende Narkose erhalten (z.B. Inhalationsnarkose).
  • Tiere empfinden genauso wie wir Menschen Schmerzen! Daher ist es nicht mehr tolerabel, Patienten ohne zusätzlich verabreichte Schmerzmittel zu operieren. Es ist erwiesen, dass eine Operation stressfreier verläuft, die Wunden besser heilen und der Patient sich vor allem viel schneller erholt, wenn der Patient peri- und postoperativ Schmerzmittel erhält.
  • Durch Infusionen während einer Operation wird der Kreislauf stabil gehalten und das Narkoserisiko vermindert. Wie in der Humanmedizin wird Ihrem Tier auch hier ein Venenkatheter in die Vene gelegt und Infusionsflüssigkeit zugeführt. Zusätzlich besteht der große Vorteil, dass jederzeit Medikamente während der Operation verabreicht werden können. Sie wirken sofort, da sie direkt in die Vene verabreicht werden und verringern ebenfalls das Narkoserisiko, da bei einer Narkosekomplikation sofort wirksam gegengesteuert werden kann.
capnovet
EKG
  • Während der Narkose wird eine Reihe von Vitalfunktionen automatisch überwacht. Das bezeichnet man als Monitoring. Während der gesamten Narkose werden die Sauerstoffsättigung im Blut (digitaler Pulsoxymeter), die Kohlendioxidsättigung in der Ausatemluft (Kapnometer), die Atmung (Atemmonitor), die Pulsfrequenz (mechanische Herzleistung) und elektrische Herzleistung über ein EKG überwacht. Bei allen diesen Geräten können Grenzwerte eingestellt werden, die bei Über- oder Unterschreitung einen Alarm auslösen. Zusätzlich wird Ihr Tier während der Narkose von unserem geschulten Personal überwacht. So können wir sofort auf kleinste Veränderungen reagieren, bevor überhaupt ein Narkosezwischenfall entstehen kann.
  • Eine Wärmematte mit Temperaturregler schütz Ihr Tier vor Auskühlung während der Narkose. Wir bestellen Sie zur Nachkontrolle, damit Sie ganz sicher sein können, dass Ihr Liebling alles sehr gut und ohne Nachwirkungen überstanden hat.

Narkosemethoden

In der Tiermedizin werden in der Regel vier verschiedene Narkosemethoden verwendet. Welche Narkoseart gewählt wird, richtet sich nach dem geplanten Eingriff:

  • Inhalationsnarkose
  • Kurznarkose
  • Injektionsnarkose
  • Heimtiernarkose

Wir setzen in der Regel die schonende und bewährte Inhalationsnarkose ein. Sie ist sicherlich ein wenig aufwendiger und teurer als die Injektionsnarkose, gibt uns und Ihnen als Tierbesitzer aber die erwünschte und heute übliche Sicherheit. Lediglich bei kurzen Eingriffen verzichten wir auf die Inhalationsnarkose und verwenden die so genannte Kurznarkose/Injektionsnarkose.

Inhalationsnakose

Inhalationsnarkose Sie ist eine sehr schonende und sichere Art der Narkose. Die Inhalationsnarkose hat bei längeren Eingriffen (länger als 15 min) gegenüber der Injektionsnarkose natürlich deutliche Vorteile. So entfällt das Nachdosieren während der OP. Die Tiere atmen durch einen Tubus (besonderer Schlauch, der in die Luftröhre eingelegt wird) ein Gemisch aus Sauerstoff und Narkosegas ein (Isofluran). Das Narkosegas wird im Gegensatz zu den Injektionsnarkotika, die in der Leber abgebaut und über die Nieren ausgeschieden werden, direkt über die Atmung wieder aus dem Körper heraus transportiert. Für das Legen des Tubus in die Luftröhre erhält Ihr Tier zuvor eine kurze Sedation (leichte Narkose). Mit der Inhalationsnarkose lassen sich Narkosetiefe und Narkosedauer exakt steuern, so dass nach Bedarf mehr oder weniger Narkosegas dem Sauerstoff beigemischt werden kann. Die Narkose wird dement- sprechend tiefer o der leichter und kann im Notfall sogar abgebrochen werden und der Patient zusätzlich künstlich beatmet werden. Am Ende der Narkose wird das Narkosegas abgedreht und der Patient erhält nur noch Sauerstoff. Nach der Operation erwacht Ihr Tier wesentlich schneller und das stundenlange orientierungslose Umhertaumeln entfällt in den meisten Fällen (bei organisch gesunden Patienten). Der kritische Teil der Aufwachphase, in dem die Patienten durch Abknicken des Halses oder Verschlucken der Zunge ersticken können, ist bei Inhalationsnarkosepatienten deutlich verkürzt.

Kurznarkose Manchmal ist es nötig, einen Patienten für kurze Zeit in einen Dämmerzustand (Sedation) oder in Narkose zu versetzen, z.B. wenn eine spezielle Röntgenaufnahme (z.B. HD-Röntgen) ohne Narkose nicht möglich wäre oder das Tier sich ohne Beruhigung nicht röntgen oder untersuchen lässt. In diesem Fall benutzen wir so genannte Kurznarkosen. Sie wirken sehr schnell und können durch ein Gegenmittel/Antidot ebenso schnell wieder aufgehoben werden. Das Narkosemittel kann entweder direkt in die Vene (Wirkung innerhalb von Sekunden), oder in den Muskel (Wirkung innerhalb weniger Minuten) injiziert werden.

Injektionsnarkose Bei der "klassischen" Injektionsnarkose ("Billignarkose") wird dem Patienten das Narkotikum in die Muskulatur oder direkt in die Vene gespritzt.
Die Wirkung setzt nach etwa 5-15 Minuten ein und hält etwa 30-60 Minuten an. Danach beginnt der Aufwachvorgang, der Stunden dauern kann. Auffallend ist in dieser Zeit das mehr oder weniger orientierungslose Umhertaumeln. Diese Narkoseform verwenden wir nur bei jüngeren Katzen, die für kleinere Eingriffe - z.B. Kastration - zu uns kommen bzw. nur auf ausdrücklichen Wunsch des Patientenbesitzers zur Kostenreduzierung.

Ein weiterer Nachteil der Injektionsnarkose zur Inhalationsnarkose besteht darin, dass das Narkosegas nahezu keinerlei Belastung für Leber oder Nieren darstellt, sondern einfach über die Lungen wieder abgeatmet wird, während intravenöse Narkotika von Leber und Nieren verstoffwechselt, also abgebaut werden müssen.

Heimtiernarkose (Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Mäuse, Gerbils, Vögel……..) Bei diesen speziellen Tierarten ist das Narkoserisiko immer sehr hoch. Daher verwenden wir eine spezielle Kombination verschiedener Narkosemittel. Die Tiere werden relativ schnell nach dem operativen Eingriff durch ein geeignetes Gegenmittel/Antidot aus der Narkose geweckt. Für länger dauernde Eingriffe empfiehlt sich auch bei diesen Tierarten sowie bei Vögeln die schonende und bewährte Inhalationsnarkose.

Sie haben noch Fragen? Wir beantworten Ihnen vor jedem operativen Eingriff alle Ihre Fragen zur Operation, dem Narkoserisiko und der zu empfehlenden Narkoseart